Donnerstag, 31. Mai 2007

Rückkehr der invertierten Ninjas

Jedes Trashmovie, das diese Bezeichnung verdient, hat mindestens eine Fortsetzung. Da ich momentan nicht die Zeit finde, weiter an meinem kleinen Verlies zu basteln, will ich die Gunst der Stunde nutzen und das Thema Trash Roleplaying ein wenig vertiefen. Beginnen wir deshalb mit der provokanten Aussage, dass es grundsätzlich kaum eine andere Form des Rollenspiels gibt. Im Endeffekt ist nämlich auch - oder gerade - die atmosphärischste Vampire-Runde, in der die Charaktere in ihrer ganzen inneren Zerissenheit ausgespielt werden, reinster Trash. Das erzählerische Niveau ist bisher in noch keiner einzigen Runde, an der ich teilnehmen durfte, über das eines bestenfalls zweitklassigen Fantasyromans hinausgegangen - und es waren einige Spielrunden in den letzten 16 Jahren.

Wer nun glaubt, ich hätte einfach jahrelang in niveaulosen Metzelrunden gespielt, der hat einerseits weitgehend Recht, andererseits gibt er sich aber auch der Illusion hin, dass das Niveau in seinen eigenen Runden tatsächlich höher sei, was es nicht ist. Punkt.

Abstrakt betrachtet lassen sich geschätzte 95% aller Rollenspielplots darauf reduzieren, dass die Guten verhindern müssen, dass die Bösen böse Dinge tun. Das ganze wird dann in der Regel noch mit ein paar Komplikationen gewürzt, aber wenn man das Fleisch vom Knochen löst bleibt in der Regel immer der gleiche extrem einfache Aufbau übrig. Und nur weil man nun seinen (mal mehr, mal weniger) interaktiven Groschenroman mit ein paar "unerwarteten" Wendungen würzt, wird er dadurch noch lange nicht zum literarischen Meisterwerk.

Herr Wowereit würde an dieser Stelle rufen: Und das ist auch gut so! Obwohl das Rollenspiel in gewisser Weise nicht nur ein Spiel sondern auch ein Erzählmedium ist, bleibt es in erster Linie eben doch "nur" ein Spiel. Um als anspruchsvolle Erzählung erfolgreich zu sein, müsste man sich entweder schon im Vorfeld eines Spielabends auf den genauen Ablauf einigen, was der Spannung am Spieltisch nicht unbedingt zuträglich wäre. Die andere Möglichkeit bestünde darin, dass man sich nicht einigt, sondern dass der Spielleiter den Spielern eine Geschichte erzählt. Unter der Voraussetzung, dass besagter Spielleiter ein verkanntes Autorengenie ist, kann auch das für alle Beteiligten sehr unterhaltsam sein. Mangels Interaktion wird es aber ziemlich schwierig, so eine Veranstaltung noch als Spiel zu verkaufen. Davon abgesehen sollten wir uns auch eingestehen, dass die Kafkas, Dantes und Hemmingways auch unter Spielleitern nicht allzu häufig anzutreffen sind, weshalb diese Form des "Spiels" ohnehin nur in den seltensten Fällen funktionieren kann.

Aus diesem Grund lautet die Forderung des heutigen Tages: Keep it simple, embrace the trash! Rollenspiel macht dann Spaß, wenn es sich anfühlt wie seichtes aber konsequentes Popcorn-Kino. Zum Abschluss eine letzte Provokation: Shakespeare ist auch nichts anderes als die Lindenstraße des 16. Jahrhunderts - denkt mal drüber nach.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ziemlich schöne Post. Ich stolperte über einen Blog und wollte sagen, dass ich wirklich genossen Surfen Ihre Blog-Posts. Auf jeden Fall werde ich zu Ihrem Feed abonnieren sein und ich hoffe, Sie bald wieder zu schreiben!

Anonym hat gesagt…

Mate. Dieser Blog ist erstaunlich. Wie kann ich es so gut aussehen?.